Gerhard Steinlechner, ein Wiener Liebhaber der Werke Gilms, hat mich dazu inspiriert diesem bekannten Tiroler Lyriker einen Beitrag zu widmen. Einige Zeilen des Co-Autors durfte ich ebenfalls mit einknüpfen!
IX. Sonetten Kranz – Vorwort (Ein Sonettenkranz ist lt. wiki. eine streng geregelte Form eines aus mehreren Sonetten geflochtenen Gedichtzyklus)
Der Dichter ist verfemt! — Es gibt noch viele,
Die halten jedes Lied für eine Sünde,
Sie fürchten, dass im Brennpunkt der Gefühle
Ihr alt und morsch Gebäude sich entzünde.
D’rum sagt‘ ich weinend meinem Saitenspiele
Das Lebewohl, und hing’s an eine Linde.
Da kamen aus den Tälern alle Winde
Zu meines Baumes friedlichem Asyle:
Der Hauch des Südens und der Nord, der scharfe,
Und meine Leier wird zur Aeolsharfe
Und klingt, indem die Berge sich umröten:
Dies ist das Los des freien Wort-Versagens
Die Winde bringen’s und die Wolken tragen’s
Und mögt ihr auch die Dichter alle töten.
Hermann von Gilm zu Rosenegg wurde am 1. November 1812 im Obexer Haus (heute Buchhandlung Tyrolia), also mitten in der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck, geboren. Drei Jahre später zieht er mit seiner Familie nach Vorarlberg (Dornbirn, Feldkirch).
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1816 verstirbt seine Mutter Luise. Bei der Rückkehr der Familie nach Tirol ist Hermann bereits 14 Jahre alt.
Von 1829 bis 1840 lebte er im Ansitz Ettenau (heute Malfatti Schlössl) in der Höttingergasse 25 in Innsbruck. Hier erinnert eine Gedenktafel an den Poeten.
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In dieser Zeit absolviert er das Studium der Rechtswissenschaften und tritt anschließend als Jurist in den Staatsdienst ein.
Aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit waren Umzüge an der Tagesordnung. So lebte er nach Innsbruck in Schwaz, Bruneck, Rovereto und Wien.
In den online Biografien wird er als „charmanter Plauderer, Rezitator seiner eigenen Dichtungen und als Liebling der Frauen“ beschrieben.
„Ein Zug Weltschmerz lag ihm im Blute, und er besaß die
Gabe, die Erlebnisse seiner zahlreichen Liebschaften in wohlklingende Verse
zu bannen. Gerne wand er seine Lieder um Liebe und Abschied, um Heimat,
Natur und Entsagung zu bunten Sträußen.“
1854 wird er erneut aus beruflichen Gründen nach Linz gerufen, wo er Marie Madeleine Dürenberger kennenlernt und heiratet.
1863, ein Jahr bevor er an Tuberkulose verstirbt, wird sein Sohn Rudolf geboren.
An den vielen Halten seines Lebens verfasst Gilm seine Empfindungslyrik in Form von Liedern und Gedichten, welche von Liebe und Schwärmereien zu realen Damen, der Natur und dem Kampf für die Freiheit geprägt waren. Auch seine Abneigung gegenüber dem Jesuitenorden, welcher aufgrund der streng katholischen Erziehung durch seine Stiefmutter und die geistlichen Unterrichtsmethoden in seiner Schullaufbahn zurückzuführen ist, wurde thematisiert.
Hermann von Gilm zu Rosenegg, übte sich sein Leben lang auch aufgrund seiner Anstellung als Beamter in Zurückhaltung. Nur der Gedichtband „Tiroler Schützenleben“ wurde von ihm unter seinem Namen veröffentlicht.
Tiroler Schützen-Leben: Festgabe zur Feier der fünfhundertjährigen … – Hermann von Gilm
In Innsbruck wurde 1873 die damalige Verlängerung der Angerzellgasse in Gilmstraße umbenannt. Auch die dort befindliche Volksschule hieß Gilmschule. Weiters befindet sich eine Büste Gilms an der Fassade des Tiroler Landesmuseums in Innsbruck und am Sterbehaus in Linz.
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Auch in München, Dornbirn, Bozen, Meran, Wien und Linz tragen Straßen und Wege seinen Namen. In Bruneck gibt es einen Gilmplatz und einen Gilmsaal zu entdecken.
Märzveilchen (1836) und Sommerfrischlieder aus Natters (1839) waren seiner unerfüllten Jugendliebe gewidmet.
Zeitsonette aus dem Pustertal (1843)
Schartellieder
Allerseelen (1844) Dieses Gedicht wurde später unter anderem von Richard Strauss vertont.
Sophienlieder (1844) Diese widmete er Sophie Petter, seine Verlobten auf Zeit
Sonette an eine Roveretanerin (1845)
Lieder von den italienischen Grenzen (1845)
Schützenlieder und Sonette aus Welschtirol
Bücher:
- Hermann von Gilms Familien- und Freundesbriefe
Nach dem Tod des Dichters wurden seine Gedichte von der Familie zusammen getragen und in Form zweier Gedichtbände veröffentlicht.
Es wurden auch einige Biographien über den Lyriker verfasst, unter anderem von
Johann Georg Obrist.
Gerhard Steinlechner schreibt:
Gilm gefällt mir als liberaler, weltoffener Geist und viele seiner Dichtungen haben noch heute Gültigkeit.
Da möchte ich seine Witwe, Marie von Gilm, zitieren, was sie aus Hall (!) schreibt:
„Wie es in seinem Liede vom „Tiroler im Wiener Spitale“ heißt, so erging es auch dem armen Gilm selbst. Auch er zählte auf dem Krankenbette die öden schleichenden Stunden, brennende Sehnsucht nach der geliebten Heimat im Herzen, die er nur mehr im Fiebertraume vor sich sah; da wichen die Wände des Zimmers zurück wie durch Zauber gefeit, und draußen standen die Berge in strahlender Herrlichkeit;
Am Morgen seines Sterbetages trug er mir auf: „Wenn jemand in Tirol nach mir fragen sollte, so vergiss nicht zu sagen, dass ich gerne in Tiroler Erde begraben läge.“ Als es gegen 9 Uhr ging bat, er mich die Vorhänge aufzuziehen, weil es im Zimmer so dunkel werde. “Sieh‘ doch auf die Uhr, wie spät es ist“ bat er; es war ein Viertel vor Zehn Uhr; und schon fielen Todesschatten über das edle Gesicht des Sterbenden; der Mund verstummte, der so viel Gutes und Schönes verkündete, und die großen Augen brachen, aus denen ein so vornehmer Geist und so unvergleichliche Herzensgüte gestrahlt. Dann wurde es wieder still im Zimmer, die Mai Sonne drang durchs Fenster und wob einen Glorienschein über das edle schöne Haupt des Sterbenden.“
Und liege ich einst, ein müder Schwan, Die Flügel ausgerissen,
Dann geh‘ und zieh‘ das Glöcklein an
Und tu‘s der Welt zu wissen.
In diesem Sinn ziehe ich am Glöcklein für den Poeten und sende Grüße nach Tirol.
Unsre Lieder sind zu kaufen:
Uns’re Lieder sind zu kaufen,
Doch verachtet liegt die Ware!
Glaubt ihr, dass der große Haufen
Um den Hahnenruf sich schare?
Wie viel sind aus ihren Federn,
Geht, die Siebenschläfer fragen,
Wenn die Drosseln in den Mähdern
Ihre Morgengrüße schlagen.
Lasst euch doch mit Krämersorgen
Nicht um eure Lieder quälen,
Wenn ihr singt so früh am Morgen
Dürft ihr nicht die Ohren zählen.
Die Grundsteinlegung des Jesuiten⸗ Collegiums zu Innsbruck:
Ihr habt im Herzen längst die Scham getötet!
Aus Millionen Augen schaut auf Euch
Der Morgen, der die Felsenspitzen rötet,
Doch Ihr steht unverändert, schwarz und bleich.
Tut was Ihr wollt in Eurer finst’ren Zelle —
Was wir nicht wissen, tadeln wir auch nicht —
Doch heute geht mit Hammer und mit Kelle
Im großen Prunke Ihr an’s Tageslicht.
Wen trifft die Schmach, daß Ihr ohn‘ alle Sorgen
Und ohne Angst, als gält es unser Wohl,
Hinaus Euch wagt in einen Frühlingsmorgen?
Ihr wißt, daß in den Bergen von Tirol
Das Lied verstummt, die Blumen sind geduldig,
Die Vögel jetzt verliebt und selbst die Sill
Vorlaute kecke Reden sind unschuldig
Und diese alten Felsen schweigen still.
Doch mag die Erde, mag der Himmel schweigen,
Ich schweige nicht! Ergreift den ersten Stein,
Senkt ihn hinab, lasst Weihrauch drüber steigen
Und spritzt ihn mit geweihtem Wasser ein!
Du Fürst der Kirche nimm die Maurerkelle
Nunmehr zur Hand, gib auf das Handwerk acht
Und wirf den Mörtel kunstrecht an die Stelle,
Und sage nun, was Großes du vollbracht!
Ein Meisterstück! Weißt du, was du begraben?
Des Landes Jugend und des Landes Wohl,
Die Seligkeit von vielen hundert Knaben,
Die Hoffnung und den Frühling von Tirol!
Da liegt der Duft von dunk’len Föhrenwäldern,
Die Heimathütte, nah am Wasserfall,
Der Jubel und die Lieder auf den Feldern,
Die wilden Rosen und die Nachtigall!
Verweile noch! noch einmal nimm die Kelle!
Ich weiß, Ihr hasst den Dichter und das Lied.
Nehmt mich und legt mich an des Steines Stelle,
Der Abend naht, ich bin des Lebens müd‘!
Wenn diese Mauern fallen und wenn wieder
Ein Morgensturm Euch fegt aus diesem Land,
Die Toten aufersteh’n — dann sind die Lieder,
Wie sie die Freiheit braucht, gleich bei der Hand.
Kennt ihr eigentlich die Plattform des Stadt Innsbruck namens
Innsbruck erinnert sich ?
Hier der link auf diese Seite zum Thema:
Hermann von Gilm zu Rosenegg (1812 – 1864) – Innsbruck erinnert sich
Eine lesenswerte Seite! Der Text stammt außerdem unter anderem von meiner lieben Freundin Julia Gabl – schöne Grüße auf diesem Wege 🙂
Die Fotos in diesem Beitrag sind urheberrechtlich geschützt und stammen von Claudia J.A. Lechner (©cjas)
Der Text beinhaltet Zeilen von Gerhard Steinlechner, Claudia J.A. Lechner und einige Ausschnitte aus digitalen Biographien, wie angegeben.
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