Als ich vor kurzem das erste Mal in die Welt des Kunstdrucks eingeführt wurde,
habe ich gleich festgestellt, dass es sich dabei um ein echtes Handwerk mit vielen verschiedenen Techniken und einer alleine in Europa 500jährigen Geschichte handelt.
Die bekanntesten Vertreter sind z.B.: Johannes Gutenberg und Albrecht Dürer.
Die Hauptkategorien sind der Tief- und der Hochdruck, der Flachdruck und Durchdruck.
Im Prinzip ist folgender Ablauf notwendig um einen Druck zu fertigen:
1- Motiv und Idee entwickeln und spiegelverkehrt verwenden
2- Papier für den Druck vorbereiten ( zb in Wasser anfeuchten)
3- Druckplatte gestalten – hier gibt es die verschiedensten Materialien, Techniken und Werkzeuge – aber dazu später
4- Druckerfarbe auf die Druckplatte aufbringen
5- Farbe verteilen und Farbüberschuss entfernen
6- Auflegen von Platte, darüber Papier, Schutzvlies und betätigen der Walzenpresse
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Das Ergebnis, der Druck auf Papier, wird dann mit dem Namen des Künstlers, dem Datum und der Auflagenummer im unteren Randbereich beschriftet.
Es können mehrere Auflagen oder auch Unikate erstellt werden.
Die ersten Techniken in Europa waren der Holzschnitt (Einblattdruck mit Bild + ohne Text), das Blockbuch (Bindung von Holztafeldrucken) und der Kupferstich (Tiefdruckverfahren auf Kupferplatte – Presse notwendig).
Der Holztafeldruck (Messer + Geifuß) war in China bereits im 7.Jahrhundert vertreten. Da die Herstellung von Papier erst im 13. Jahrhundert in Europa aufkam, war hier der Vorreiter das Handwerk des Textil- und Kattundruck, sowie die Münzprägung.
Hier spricht man vom Hochdruckverfahren, einer Art Stempeldruck.
Es entstanden mit der Zeit Berufe wie Formschneider, Metallschneider oder Kupferstecher, welche sich in Handwerkszünften zusammenschlossen um Gemeinschaftswerke zu schaffen.
Parallel dazu gab es auch die Entwicklung der akademischen Fächer und Schulen für bildende Kunst und Bildhauerei und später auch der Druckgrafik mit der Lehre von Geometrie, Perspektive, Anatomie und Historie, aus welchen die freien Künste hervorgingen.
Das Werkzeug der Vervielfältigung verhalf zur schnelleren und breiteren Weitergabe von Wissen und Innovation an die Bevölkerung.
Die Radierung entsteht im 16. Jahrhundert, bei der eine Bleistiftzeichnung auf eine lackierte Metallplatte aufgetragen und anschließend eingeritzt wird. Ein anschließendes Säurebad ätzt die eingeritzten Bereiche in der Metallplatte heraus. Dieses Tiefdruckverfahren wird Platten aus Kupfer, Zink oder Messing umgesetzt.
Nach Anbruch der industriellen Revolution schließen sich Gruppen für den Erhalt des Handwerks zusammen und gründen Kunstgewerbeschulen und Museen.
1798 entwickelte Alois Senefelder die Lithographie, woraus weiters die Chromolithografie hervorging.
Es kommt zum Druck der ersten farbigen und großformatigen Werbeplakate woraus der Begriff der Plakatkunst entstand.
Der Siebdruck ist die jüngste Technik und stellt die Grundlage für die
Popart-Bewegung dar.
Neuheiten wie die 3D Grafiken arbeiten mit mehreren Ebenen von Drucken,
welche eine Tiefwirkung entstehen lassen.
Der Digitaldruck, die Granolithographie und die Farboffsetlithographie ermöglichen heute eine gute Druckqualität und hohe Stückzahlen.
Werkzeuge zur Bearbeitung der Druckplatten habe ich hier für euch bildlich dargestellt:
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Linol- und Holzschnittwerkzeug, Messer, Cutter, Schere, Pausrädchen, Drahtbürste, Dremel, Hammer, Nagel, Bohrmaschine
Tiefdruckplatten werden mit Sticheln, Nägeln, Feilen, Radiernadel, Dreikantschaber, Schaber, Polierstahl, Roulettes
Für ein Ätzverfahren wird Ätzgrund auf die Metallplatte aufgebracht. Auch die Beklebung mit einer Folie oder anderen Materialien ist möglich. Die freigekratzten Stellen werden im Säurebad (Salpetersäure oder Eisen(III)Chlorid geätzt.
Weiters ist noch die Wahl der passenden Farbe und des Papiers wichtig, um ein gutes Druckergebnis zu erzielen.
Farben:
Gutenberg verwendete um 1440 eine Mischung aus Ruß und Leinöl als Bindemittel
Der Ersatz durch Füllstoffe und Mineralöle war die Weiterentwicklung. Heute entscheiden sich aber viele wieder für die natürlichen Bestandsstoffe von früher.
Kupferdruckfarbe ist im Handel fertig gemischt erhältlich und wurde für den Kupferdruck entwickelt.
Es gibt lösungsmittelhaltige Farben (giftig) und Wassertiefdruckfarben. Ölfarben sind für Papier teilweise ebenfalls geeignet.
Das selbstständige Mischen der Farbpigmente mit Bindemitteln, Emulsionen und Zusätzen ist auch eine Möglichkeit. Dabei ist zu beachten, dass manche Stoffe giftig sind! Es gibt unzählige Möglichkeiten zur Mischung – hier sind wir dann bereits in der Chemie verortet.
Die Lichtechtheit spielt eine große Rolle. Der Wert sollte auf Stufe 8 bzw. mindestens auf Stufe 7 liegen. siehe internationale Wollskala
Für den Hochdruck, wie z.B. den Linoldruck kann man eigentlich fast alle Farben verwenden. Wichtig ist die Konsistenz (kurz + haftend) und dass diese nicht sofort trocknend ist.
Hier Funktionieren Acrylfarbe, Gouache, Aquarell,…
Ölhaltige Farben sind eher geeignet, haben aber den Nachteil, dass die Reinigung der Oberflächen schwieriger ist.
Es gibt auch spezielle Offsetfarben, welche genau für diese Zwecke entwickelt wurden.
Bei wasserlöslichen Farben können Wellen im Papier entstehen – je nach Größe des Drucks und der Papierqualität führt dies zu keinen bis zu größeren Problemen.
Papier:
Wichtig sind die Oberflächenstruktur
und die Grammatur (Gewicht)
Für den Hochdruck gilt:
Ein weiches saugfähiges Papier, also ein ungestrichenes/ unversiegeltes Papier lässt sich leichter bedrucken. Ein dünnes leichtes Papier funktioniert besser, ist aber auch beschädigungsanfälliger.
Der Tiefdruck verlangt nach leimfreiem Büttenpapier bzw. geschöpftes Papier.
Da das Papier vor dem Druck angefeuchtet wird, darf es sich nicht in Wasser auflösen. Die Feuchtigkeit und der Druck der Presse lässt das Papier, was die Größe betrifft, arbeiten. Nasse Blätter werden übereinander gestapelt und belastet bevor sie zum Einsatz kommen, um eine gleichmäßige Dehnung zu erreichen.
An den Rändern wird das Papier nicht geschnitten, sondern per Hand gerissen.
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