Vor acht Jahren haben die beiden Bildhauer und Künstler ihren sicheren Job an den Nagel gehängt und damit begonnen, einen eigenständigen Weg zu beschreiten.
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Das Paar aus Brixlegg lebt ein einfaches Leben. Maria und Klaus haben die letzten Jahre die Sommerzeit als Hirten auf der Alm verbracht. Eine romantische Vorstellung, doch neben der Schönheit und Einfachheit des Lebens bleibt bei der Beaufsichtigung von 250 Tiere kaum Zeit für die Kunst und auch Probleme mit der Gesundheit ließen aktuell Zweifel aufkommen.
Kreative Lohnarbeiten und Kunstwerke entstehen nach dem Almabtrieb und da wird dann alle Energie und Herzblut in die Umsetzung von Visionen gesteckt.
Von Zuhause aus, auf Baustellen der Auftraggeber oder in der gemeinsamen Kreativwerkstatt entstehen dabei Objekte/ Skulpturen, Brunnen, Gemälde und Wandgestaltungen, sowie Perchtenmasken. Das umfangreiche Wirken beinhaltet die Bearbeitung von Ton, Holz, Stein, Glas, Leinwand, Papier und Beton. Bei Großprojekten können die Tiroler ihr gesamtes Potential ausschöpfen und den Spaß am gemeinsamen Arbeiten genießen.
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Ich habe die beiden über ihre Facebook-Seite entdeckt, angeschrieben und wurde wenige Zeit später herzlich in ihrer Wohnung empfangen.
Maria Fuchs hat nach einer Ausbildung im Bereich Chemie umgeschwenkt und die Schnitzschule in Elbigenalp im Lechtal besucht. Sie ist kurz vor dem Abschluss der Bildhauermeisterprüfung und wird als Abschlussarbeit ein Werkstück aus Holz, Metall und Glas abgeben.
Diese Fachhochschule für Kunsthandwerk und Design bietet neben Bildhauerei auch einen Zweig für Malen, Vergolden und Schriftdesign an. Hier ein link zur Info: PFS Elbigenalp (tsn.at)
Bereits über die Begeisterung ihrer Mutter kam Maria schon früh in Kontakt mit dem Töpferhandwerk. Auch ihr Vater hat sie mit seinen Werken aus Kristallglas und den Spaziergängen durchs „Stadl“ (Rattenberg) mit der Liebe zum Handwerk und der Glasbearbeitung angesteckt. Ein guter Freund der Familie gab ihr damals auch die Möglichkeit schon in jungen Jahren die ersten Schnitzversuche zu machen. Das Praktikum bei Christian Koller hat einen nachhaltigen Eindruck zum Thema Glasbearbeitung hinterlassen.
Vorbilder wie Ernst Barlach, Gustav Klimt, Marc Chagall, Franz Marc und Toni Meier, sowie die Ausprägungen des Jugendstil, inspirieren die Tirolerin in ihrem Schaffen.
Das Spiel mit Zerbrechlichkeit, Transparenz und Lieblichkeit beschäftigen die Künstlerin in ihrem Tun, doch der grundlegende Gedanke ist es, Menschen mit ihren Werken positive und Wärme ausstrahlende Gefühle zu vermitteln.
Im Stiegenhaus und in der Wohnung hängen einige ihrer Gemälde, welche im Bereich der abstrakten Malerei anzusiedeln sind. Energetisch, farbintensiv und mit einer positiven Ausstrahlung machen sich diese Bilder in Öl und Acryl bemerkbar.
Im Keller befindet sich eine kleine Glaswerkstatt. Hier arbeitet Maria an ihren transparenten und gleichzeitig farbenfrohen Objekten.
Klaus Astner wuchs als eines von acht Kindern auf einem Bauernhof in Tirol auf. Arbeiten und Zeichnen waren seine ständigen Begleiter in der Kindheit. „Beim Gestalten bin ich in einer anderen Welt“ erzählt der feinfühlige Kunsthandwerker und betont, dass er immer versucht hat das innere Kind in sich zu bewahren.
Die Ausbildung zum Bildhauermeister hat ihn geprägt und die Grundlage für sein weiteres Leben geschaffen.
Als junger Mann verbrachte Klaus zehn Jahre in Lateinamerika und arbeitete in der Entwicklungshilfe. Über die Weitergabe von handwerklichem Wissen versuchte er, den von ihrer Kultur entwurzelten Ureinwohnern eine Möglichkeit zu geben, sich künstlerisch auszudrücken und damit eine Verbindung zur Vergangenheit aufzubauen. Die Zusammenarbeit mit Architekten und den verschiedensten Menschen und Organisationen hat ihn dabei sehr inspiriert.
Die kreativen Ideen sprudeln ständig wie Wasser einer Quelle aus ihm heraus – „1000 Eindrücke“, die raus müssen! Figürliche Darstellungen begleiten seinen Schaffensweg.
Weitere Ausbildungen zum Zimmerer und im Bereich der Restaurierung erweitern sein Können. Alles wird angewendet und miteinander verbunden. Die Spachteltechnik verleiht seinen Bildern einen markanten Ausdruck.
Das Schnitzen und Herstellen von Perchtenmasken war nicht geplant. Als er die Anfrage zur Erstellung von Masken für eine Gruppe aus der Region erhält, hat er kaum Erfahrung damit. Doch das Thema reizt ihn. Er beginnt über Gespräche und Bücher die Hintergründe des Brauchtums nachzuvollziehen. Als er entdeckt, dass der Ursprung der Traditionen in einem keltischen Fruchtbarkeitskult entstanden war und welche Figuren und Darstellungen dahintergestanden sind, ist er Feuer und Flamme. So beginnt er mit der Herstellung dieser „beseelten Funktionsgeräte“ und entwickelt diese immer weiter. Nordische Vorbilder und ein spezieller Stil mit der Verwendung von barocken Schnörkeln geben den Masken ihr Alleinstellungsmerkmal. Jede Maske wird mit dem Träger gemeinsam entwickelt und ist einzigartig. Diese werden von ihm auch nur für den näheren Umkreis erstellt, um regionale Unterscheidung zu erhalten und anderen Kunsthandwerkern Respekt zu zollen. Eine Bezahlung des Zeitaufwandes ist nicht realistisch und Klaus zeigt auf, dass Geld nicht immer der wichtigste Lohn sein kann.
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Maria und Klaus arbeiten oft an Gemeinschaftswerken und ergänzen sich in ihren unterschiedlichen Erfahrungen und Vorlieben.
Ihre Lebensphilosophie ist es im Einklang mit den Auftraggebern ein Werk zu schaffen. Das bedeutet Hintergründe zu hinterfragen, Wünsche aufzunehmen und im respektvollen Umgang mit diesem Wissen ein gemeinschaftliches Gefühl entstehen zu lassen.
Manchmal gelingt dieser Drahtseilakt nicht zu 100 Prozent, doch in bestimmten Fällen entstehen dann wiederum so inspirierende und harmonische Gestaltungen, dass die gemachten Erfahrungen eine ständige Entwicklung begründen.
Bei diesen Auftragsarbeiten wird vor der Umsetzung eine Idee entwickelt und anschließend ein realistisches Modell vorgelegt. Über einen gemeinsamen Dialog kommt es dann zur Umsetzung eines gemeinschaftlichen Ergebnisses.
Die freischaffenden Künstler bilden ein gutes Team und wollen auch den menschlichen und kulturellen Kontext mit einbeziehen. Das erinnert mich an die Architekturwettbewerbe in Form eines „Dialog“, bei denen immer wieder Rücksprache mit Auftraggeber und zur Bevölkerung stattfindet.
Es sollen Objekte entstehen, welche nicht von oben herab sondern von innen heraus entwickelt werden. Das ist nicht immer leicht, doch ein Ergebnis mit dem sich die Menschen verbunden fühlen kann viel mehr positiv verändern und Bewusstsein schaffen.
Beim Privatauftrag in einem Wiener Wohnhaus wurde ein Lebensbaum mit familiärem Hintergrund geschaffen.
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Vor einer Volksschule in Elmen im Lechtal wurde gemeinsam mit Schülern ein Trinkbrunnen gestaltet.
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Das Handwerk in die Bevölkerung zutragen geschieht auch immer wieder über das Angebot bei Märkten Kindern und auch Erwachsenen die Möglichkeit zu bieten, sich im Schnitzen auszuprobieren.
Für die Zukunft hat das Paar den Wunsch mehr Zeit für die Konzeptentwicklung von Kunst verwenden zu können. Mehr Raum und mehr Zeit bedingen dann wiederum auch einen ausreichenden finanziellen Hintergrund. Es gibt keine Sicherheit im Leben der Kunst, aber das Handwerk als Grundlage bietet immer die Möglichkeit ein dazu paralleles Auskommen zu schaffen.
Die Liebe zur Gestaltung lässt oft die Hindernisse des Alltags vergessen und überwinden.
Beim nächsten Besuch bekommen wir noch einen Einblick in die Kreativwerkstatt der Beiden und vielleicht in neue Entwicklungen.
Hier die links zu den Seiten von Maria Fuchs und Klaus Astner, wo auch die Kontaktdaten zu finden sind:
Kunst.Tirol | Brixlegg | Facebook
Die Fotos in diesem Beitrag sind urheberrechtlich geschützt und stammen von mir und Maria Fuchs & Klaus Astner (©F&A)